… und war nicht nur Koordinator im Kanzleramt Willy Brandts. Er gehört zu den wirkmächtigsten Aufklärern der letzten 100 Jahre. Ohne ihn wäre der Willy-Wahlkampf 1972 nicht so grandios aufklärerisch und für die Demokratie ermutigend ausgegangen. Ohne ihn wäre auch der erste linke Parteiaufbruch 2005 nicht so gekommen. Und ohne ihn könnten NATO und CIA wohl heute noch ungestörter für einen Weltkrieg um unipolare Monopolherrschaft intrigieren und werben.
Nach Hegel ist "wahre Begeisterung Begeisterung am Wahren". Und so war selbst Albrechts spröde Kritik am Herrschenden emphatisch: von der Springer-Herrschaft bis zur Renten-Privatisierung, den Arbeitslosen-Geldkürzungen und anderen Zerstörungsorgien deutscher Sozialstaatlichkeit zur Jahrtausden-Wende.
Zur marxistischen Philosophie zeigte Albrecht eher meist agnostisches Stirnrunzeln. Denn zuoft wurde von dort die Welt nur theoretisch verändert, ohne sie praktisch interpretiert zu haben. Zuoft und zu flugs hatten Marxisten-Leninistinnen ihre Position als korrekte „Negation der Negation“ deklariert, ohne dass ihr erstes "Sag Nein!", auf dem sich die zweite Negation (nach Hegel) gründet, zuvor empirisch gründlich und radikal gesessen hatte.
Albrecht Müllers Domäne ist das Fragen als Neuorganisation empirischen Materials. Ohne dass keine praktische Philosophie auskommt. Nicht als "Geist, der stets verneint", sondern im 125. Lebensjahr von Brecht: die Vergnügungen an den produktiven Zweifeln verbreitend.
Diether Dehm