Moderator: In Ägypten hat nach zwei Wochen der Proteste gegen die Militärjunta der zweite Tag der Wahlen begonnen. Auch die Bilanz von über 40 Toten hat die Millionen Wahlberechtigten in neun Provinzen nicht davon abgehalten, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Die Wahlen werden bis Dienstag andauern und sie haben große Hoffnungen unter den rund 80 Millionen Einwohnern des Landes geweckt. Die Mehrheit der Menschen in Ägypten hat während der 30 Jahre unter Mubarak nicht wählen können.
Aktivistin: Ich denke, das ist ein wichtiger Schritt. Ich sehe hier viele Frauen, die sieben oder acht Stunden warten und fest entschlossen sind, an der Wahl teilzunehmen. Für mich ist das eine phantastische Erfahrung. Ich habe hier mit einem Polizisten gesprochen, der in seinen 13 Jahren Amtszeit noch nie so viele Frauen vor Wahllokalen gesehen hat.
Moderator: Auf dem Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo ist die Lage indes ruhig - eine Überraschung für jene, die von einer Verschärfung der Lage ausgingen. Auf diesem Platz hatten die Protestteilnehmer die Absetzung des Ex-Präsidenten Hosni Mubarak gefordert. Nun misstrauen sie den Wahlen und gehen davon aus, dass die Militärs bis zum kommenden Jahr an der Macht festhalten.
Aktivist: Ich werde an diesen Wahlen nicht teilnehmen, denn ich halte das alles für eine Farce. Es gibt keinen Unterschied zu der Lage vor der Revolution am 25. Januar: Die Macht wird wieder an sich gerissen.
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