Kann der Irankrieg noch verhindert werden?

In einem Gespräch mit Sabine Kebir erläutert der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Mohssen Massarrat die Positionen der verschiedenen, potentiell an einem Krieg um die Macht im Persischen Golf beteiligten Länder.
Video: 
weltnetz.tv
Länge: 
00:53:39
Aufzeichnungsdatum: 
12.08.2019

Die USA möchten ihre über die eigene Rüstungsindustrie, den Finanzsektor und die Kontrolle der fossilen Energien bestehende Hegemonie über die Welt für weitere Jahrzehnte sichern. Sie meinen, dass sie ganz besonders im Mittleren Osten gefährdet ist, wo der Iran seine Position im letzten Jahrzehnt stärken konnte. Ob ein Militärschlag zielführend wäre oder doch zu riskant – darüber sind sich zwei politische Lager nicht einig, die Frage spaltet auch die beiden große Parteien selber. Es gelingt aber dem von Trumps Sicherheitschef John Bolton angeführten, zum Krieg treibenden Lager, immer wieder Anlässe zu schaffen, die den Iran provozieren sollen. Das andere Lager, das eher auf verschärfte Wirtschaftssanktionen setzt, fürchtet zu recht, dass der Krieg ein asymmetrischer wird und gegen hunderttausende, in der Golfregion stationierte amerikanische Soldaten von iranischen Milizen und Revolutionsgarden Selbstmordattentate durchgeführt würden. US-Truppen sind ja nicht nur in den südlichen Anrainerstaaten des Golfs stationiert, sondern auch im Irak und in Syrien. Hinzu kommt, dass die Hisbollah im Libanon über ca, hunderttausend iranische Raketen verfügt, die in wenigen Minuten Tel Aviv treffen könnten – ein „Faustpfand“, das der Iran gegen Israels Atombomben in Stellung gebracht hat.

Nicht nur, weil Europa sich als Schutzmacht Israels versteht, sondern auch selbst ungleich stärker von den Auswirkungen eines weiteren Kriegs im Mittleren Osten betroffen wäre, zögert es, den USA Unterstützung zu gewähren. Um so beunruhigender ist, dass es Bolton gelungen ist, Großbritannien zum Kapern eines iranischen Tankers in der Straße von Gibraltar zu bewegen, worauf der Iran mit dem Kapern eines britischen Schiffs reagiert hat. Massarrat sieht eine gefährliche Entwicklung kommen, wenn die freie Schifffahrt künftig nicht mehr durch eine auf dem Völkerrecht basierende Konvention gesichert wird, sondern durch Kriegsschiffe. Er begrüßt, dass die SPD-Spitze diese Gefahr erkannt und sich offen gegen die Entsendung deutscher Kriegsschiffe in die Straße von Hormus ausgesprochen hat. Europa, das – laut Massarrat – eine faktisch gar nicht bestehende Abhängigkeit von den USA verinnerlicht hat, hätte die Macht, sich diesem Kriegsabenteuer mit unabsehbaren Folgen zu verweigern, was wiederum zur Folge hätte, dass die USA es nicht wagen könnten.

Abschließend behandelt Massarrat noch die Position der Türkei und des Irak in diesem Konflikt.

Mohssen Massarrat

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