Gisela May: Der Graben

Der Graben: ein Text von Kurt Tucholsky mit der Melodie von Hanns Eisler über die Not der Arbeiter und Soldaten im Ersten Weltkrieg
Produktion: 
Nolze
Länge: 
00:03:30

Ein Lied über die Leiden der Mütter und Kinder, Kinder von Soldaten, die ihren Vater nie mehr sehen werden, weil er auf dem Schlachtfeld der "Ehre für Gott und Vaterland gefallen ist".
Das Lied beinhaltet die Erkenntnis, dass die in den Gräben des Krieges leiden und sterben, egal an welcher Front und in welchem Land sie leben mögen, in die Gräben geschickt werden durch »die Junker, Staatswahn und der Fabrikanten Neid«, dass sie deren Besitz, Profit und Ländereien vergrößern, während sie dafür ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Familien opfern. Kurt Tucholsky hat hier seine eigenen Erfahrungen, die er im Krieg gesammelt hat, verarbeitet. Die ersten Sänger, die dieses Lied aufgegriffen haben, waren Ernst Busch und Käthe Kühl. Diese beiden Künstler haben in den 20er und 30er Jahren für das Kabarett Lieder von Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky eingesungen. Es existieren Originalaufnahmen aus dieser Zeit. Hier nun eine Aufnahme der berühmten Schauspielerin und DDR-Sängerin Gisela May, Sie war fester Bestandteil des Bertolt Brecht Ensembles Theater "Am Schiffbauerdamm".

Der Graben

Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.

Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
Und er wollt dir einen Groschen schenken,
und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben.

Drüben die französischen Genossen
lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
Alte Leute, Männer, mancher Knabe
in dem einen großen Massengrabe.

Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.
Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
für das Grab, Kameraden, für den Graben!

Werft die Fahnen fort! Die Militärkapellen
spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen -
das ist dann der Dank des Vaterlands.

Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
schuften schwer, wie ihr, ums bisschen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
übern Graben, Leute, übern Graben -!

Gisela May: Der Graben

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