Das "Proll"-Stereotyp, so Owen Jones, werde von Politik und Medien benutzt, um die Notwendigkeit realer Veränderungen zu verdecken und die wachsende soziale Ungleichheit zu rechtfertigen. Auf der Basis von Gesprächen mit Politikern, Meinungsmachern und Arbeitern ist "Prolls" eine scharfe Anklage des Medien- und Politestablishments und das verstörende Porträt der Konsequenzen der sozialen Ungleichheit und des Klassenhasses in modernen Gesellschaften.
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Der Verlag der deutschen Ausgabe VAT Verlag André Thiele schrieb:
http://www.vat-verlag.de/bücher/sachbuch/owen-jones/
Medien und Politiker stempeln eine wachsende unterprivilegierte Bevölkerungsgruppe als rücksichtslos, dumm und kriminell ab. Die Mitglieder dieser Klasse werden mit einem hasserfüllten Wort bedacht: "Prolls".
In seiner grundlegenden Studie untersucht Owen Jones, wie aus dem "Salz der Erde" der "Abschaum der Welt" werden konnte. Er zeichnet eine komplexe soziale Realität, während er die Unwissenheit und die Vorurteile entlarvt, die die allgegenwärtige Karikatur des "Prolls" formen.
Owen Jones berichtet von Krisenzentren inmitten der Welt des Wohlstands, von der wachsenden Armut und der Verzweiflung ganzer Gemeinden, deren Lage durch wirtschaftliche und soziale Verschiebungen immer prekärer wird, während die große Politik, von rechts wie von links bestimmt vom Neoliberalismus und Opportunismus, sie aufgegeben hat.
Hierzu auch in www.zeit.de/campus: "Junge Linke haben Bezug zur Unterschicht verloren"
In seiner Einleitung beschreibt Owen Jones eine Szene, die er in einem Londoner Restaurant erlebte, und die er so ähnlich auch in Berlin, Frankfurt, München hätte erleben können.
"(…) Wir alle kennen das. Man ist unter sich, und plötzlich lässt jemand eine ungeheuerliche Bemerkung fallen. Einen kleinen Satz ganz nebenbei, einen geschmacklosen Kommentar. Das Beunruhigende ist nicht einmal so sehr die Bemerkung selbst, sondern die Tatsache, dass sie offenbar sonst niemanden stört. Kein sorgenvoller Blick. Keiner zuckt zusammen. Mir ging es eines schönen Winterabends beim Essen mit Freunden in einer vornehmen Gegend im Londoner Osten so. Jeder bekam sein Stück Käsekuchen, und dann schnitt jemand das Thema an, das überall in der Luft lag: die Kreditklemme. Irgendwann versuchte der Gastgeber, mit einem kleinen Witz die Stimmung aufzuheitern. 'Ist doch schlimm, dass Woolworth zumacht. Wo kaufen jetzt die ganzen Prolls ihre Weihnachtsgeschenke?'
Er würde sich nie für einen Spießer halten. Auch die anderen nicht, waren sie doch alle gebildet, weltoffen, bürgerlich. Mehr als eine Hautfarbe war am Tisch vertreten. Es waren genauso viele Männer wie Frauen da, und nicht jeder war hetero. Politisch hätten sie sich alle als linksliberal bezeichnet. Sich für elitär zu halten, lag ihnen fern. Wenn ein Neuer mit einem Wort wie 'Kümmeltürke' oder 'Schwuchtel' um sich geworfen hätte, wäre er ziemlich schnell rausgeflogen.
Aber ein Witz über Prolls im Billigladen störte keinen. Im Gegenteil: Alle lachten. Wohl keiner wusste, dass das englische Wort für 'Prolls', 'chavs', von 'chavi' kommt, was auf Romani 'Kind' heißt. Und zu den 100.000 Lesern des Little Book of Chavs (eine Art Reiseführer zu den Prolls) gehörte wohl auch keiner. Dieses schlaue Buch beschreibt Prolls als 'die erblühende Klasse von Unterschicht-Bauern.' Wer es im Buchladen schnell überfliegt, erfährt, dass Prolls an Supermarktkassen arbeiten, in Fastfood-Restaurants oder als Putzfrauen. Tief im Herzen mussten aber alle wissen, dass das Wort Proll nur die Arbeiterschicht ins Visier nimmt. Der 'Witz' hätte genauso gut lauten können: 'Ist doch schlimm, dass Woolworth zumacht. Wo kauft jetzt die ekelhafte Unterschicht ihre Weihnachtsgeschenke?'
Mich verstörte weniger, was gesagt wurde, als wer es sagte und wer mitlachte. Jeder am Tisch hatte eine gutbezahlte Stelle. Ob sie es zugegeben hätten oder nicht, jeder verdankte seinen Erfolg vor allem seiner Herkunft. Alle wuchsen in gutsituierten Familien und in schönen Vororten auf. Einige waren auf teure Privatschulen gegangen. Die meisten hatten in Oxford, an der LSE oder in Bristol studiert. Dass ein Kind aus der Arbeiterklasse es ähnlich weit bringen sollte wie sie, ist fast undenkbar. Ich wurde zum Zeuge einer jahrhundertlangen Tradition: Die Reichen machen sich über die Armen lustig. (…)"
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