Zum Tode Franz Josef Degenhardts

Über den Weggefährten und Freund, über den Dichter, Musiker und Kommunisten. Nachruf und Aufruf von Diether Dehm
Video: 
Diether Dehm
Länge: 
00:02:30

 

"Er war ein ganz großer Erzähler. Und einer, dessen Werk und Methode wir weitertransportieren sollten. Nicht aus Nutzen für Ihn, denn er ist jetzt tot, sondern als Nutzen für uns!" 

Das Testament von Franz Josef Degenhardt 

Irgendwann so gelüst’s uns allen, 
hörst du das vorletzte Signal. 
Kannst dich noch mal ans Leben krallen, 
oder du singst den Schluss-Choral. 
Ob nun die Eiche schon gefällt ist, 
oder die Fichte für den Sarg; 
das ist egal die Uhr läuft weiter, 
mach dich für deinen Abgang stark. 

Mich, wenn sie mich zu Grabe tragen, 
also dann mitten durch die Stadt. 
auf einen offenen Leichenwagen, 
dass man noch davon noch was hat. 
Kurz durch die Schmuddel- Kinder-Viertel, 
möglichst im Morgen seinen Schein. 
Lasst doch dem schwarzen Kutscher fluchen, 
mein erster Schulweg soll es sein. 

Wies dann im jenem ewigen Leben, 
auf jeder Blumenwiese geht, 
möchte ich hier noch einmal bebend 
spüren wie er mir noch einmal steht. 
Dann pflück ich eine Chrysantheme, 
werde sie mir durch das Knopfloch ziehn. 
Die Margerite aller Toten, 
lass ich in meinem Sarg verblüh’n. 

Und meine Witwe die soll trauern, 
Schwarz soll sie tragen bis aufs Hemd. 
weinend soll sie am Grab erschaudern, 
wenn man mich in die Grube senkt. 
Dann kann sie einen Anderen nehmen, 
möglichst natürlich einen Mann, 
der meine Stiefel und Pantoffel 
tragen und Pfeife rauchen kann. 

Der soll sich ja alles schmecken lassen, 
Wein, Weib und Pfeife und Tabak, 
soll bloß auf meinen Schnaps aufpassen, 
sonst trifft ihn noch zu früh der Schlag. 
Doch wenn er meine Katzen piesackt 
die ich so oft gestreichelt hab, 
dann komme ich als Gespenst und schneide 
ihm seinen Schwanz und anderes ab. 

Hier ist mein Testament zu Ende, 
feiert ein schönes Leichenfest. 
Gleich ob ihr mich nun zur Legende macht 
oder ob ihr mich vergesst. 
Ich bin dann längst im Land der Toten, 
wo ich nun wirklich nichts mehr brauch. 
Wo längst die meisten von uns ruhen, 
irgendwann kommt ihr dann ja auch.

Diether Dehm zum Tode Franz Josef Degenhardts

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