Wolfsburg, 3.12.2011 - Im Rahmen der Tagung "Ferdinand Porsche - Genialer Techniker oder Kriegsverbrecher?" spricht Otto Köhler über Ferdinand Porsche und die Zwangsarbeiter_innen in dem von diesem geleiteten VW Werk.
In dem Werk sind 20.000 Zwangsarbeiter_innen unter KZ-ähnlichen Bedingungen festgehalten worden. Den Müttern nahm man ihre Säuglinge weg und brachte sie in ein Kinderheim, wo sie fast alle starben. Noch 1944 orderte Porsche höchstpersönlich 8.000 neue Zwangsarbeiter_innen.
In dem Vortrag bewertet Köhler die Rolle des Historikers Hans Mommsen. Mommsen untersuchte in einer Arbeitsgemeinschaft mit einem 7 köpfigen Team die Geschichte von VW in der NS-Zeit. Nach Abschluß dieser Forschungen konstatierte Mommsen 1991, dass eine individuelle Entschädigung der Zwangsarbeiter nicht möglich sei. Durch pauschale Abstandszahlungen an die Häftlinge würde man der Sache nicht gerecht, so Mommsen. Er habe "Angst vor sekundären Korruptionserscheintungen".
VW war den Zwangsarbeiter_innen rund 100 Millionen Mark an Löhnen schuldig geblieben. Dieser Summe entsprachen 1991, Zinsen eingerechnet, über zwei Milliarden DM. Von VW bewilligt wurden 1991 12 Millionen DM für den Bau von Jugendbegegnungsstätten in Polen als "überindividuelle Entschädigung".
Erst 1996, als Mommsen sein Buch "Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich" spricht er sich für eine Entschädigung der Zwangsarbeiter_innen von VW aus. - Als die meisten von ihnen schon gestorben waren.
(Text: labournet.tv)
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