Nahost-Korrespondentin Karin Leukefeld im Interview mit weltnetz.tv über den Einsatz von Uranmunition in den Golfkriegen 1991 und 2003, die langfristigen Folgen für die Bevölkerung und einen überforderten Staat. Ihr Film "Leiser Tod im Garten Eden: Die Folgen der Golfkriege", gedreht zusammen mit Markus Matzel, hat am 1. April 2015 um 19 Uhr Erstausstrahlung im Bayerischen Fernsehen.
"Allein während der Irakkriege 1991 und 2003 sollen nach Schätzungen des UN-Umweltprogrammes (UNEP) bis zu 2.000 Tonnen Munition mit abgereichertem Uran eingesetzt worden sein. Die eingesetzten Waffen hinterlassen ihre Spuren. 300 Gebiete im Irak, insbesondere im Süden des Landes, gelten als verseucht und müssten dringend gereinigt werden. Ein enormer Anstieg an Krebserkrankungen, Todgeburten und erschreckende Fehlbildungen bei Neugeborenen quälen die Menschen. Offizielle Studien über die Ursachen der Erkrankungen, die immer neue Generationen schädigen, gibt es nicht. Inoffizielle Studien werden nicht anerkannt. Karin Leukefeld und Markus Matzel haben im Irak nach den Spuren der verheerenden Munition gesucht und Ärzte und Politiker, Wissenschaftler und Betroffene begleitet. Die erschütternde Reportage stellt Menschen vor, die sich allein gelassen fühlen, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Täglich sterben Kinder, ohne dass die Ursachen erforscht oder beseitigt werden." (Aus dem Pressetext des Bayerischen Fernsehen)
KL: Vor allem bei Kinder hat man sehr viel Blutkrebs, Leukämie, festgestellt und ein anderer Aspekt, der aufgetreten ist, sind schwere Missbildungen bei Neugeborenen. Wie haben selber auch im Kinderkrankenhaus von Basra innerhalb von 24 Stunden auf der Frühgeborenen-Station drei solcher Kinder gefunden. Und wir haben mit den Ärzten dort gesprochen, die gesagt haben, dass diese Missbildungen, diese Fehlbildungen bei Neugeborenen enorm zugenommen haben. Das ist nicht nur in Südirak so, das ist auch in anderen Gebieten des Irak so, zum Beispiel in der Umgebung von Mossul und auch im Grenzgebiet zu Syrien in al-Kaim, dort in den Krankenhäusern hat man das auch festgestellt. Und in Falludscha, das auch eine Geschichte von schweren militärischen Auseinandersetzungen hat, insbesondere in den Jahren 2004 und 2005.“
Inwieweit ist der irakische Staat in der Lage, auf die Verseuchung von Land und Leuten zu reagieren?
KL: Das ist ein Thema unseres Filmes. Wir haben festgestellt, dass die Regierung völlig überfordert ist. Das hat unterschiedliche Gründe. Man wirft der Regierung ja auch vor, dass sie korrupt sei, dass sie sich nicht genügend um die Bevölkerung kümmert. Aber man muss auch sehen, dass sie ein schweres Erbe angetreten hat nach vielen Jahren schwersten UN-Sanktionen, nach den vielen Kriegen, wozu ja auch der Iran-Irak-Krieg zwischen 1980 und 1988, der auch schwere Schäden angerichtet hat, damals wurde von beiden Seiten sehr viel Giftgas eingesetzt. Die Regierung ist auch deswegen kaum in der Lage, diese ganzen Dinge zu bewerkstelligen, also die Bevölkerung zu schützen oder die Kranken zu versorgen, weil es permanent weitere militärische Auseinandersetzungen gegeben hat seit der Invasion 2003. Es hat die schweren Auseinandersetzungen gegeben in den Jahren 2004 und 2005, immer wieder Anschläge, es hat große Verwerfungen in der Zivilgesellschaft gegeben, dass Menschen geflogen sind, also Inlandsvertriebene, so dass auch keine richtigen Register mehr geführt werden. (Ausschnitt aus dem Interview mit weltnetz.tv)
Link zur Filmseite des Bayerischen Fernsehen: "Leiser Tod im Garten Eden: Die Folgen der Golfkriege"
Verwendung der Fotos mit freundlicher Genehmigung von Markus Matzel
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