Die Gemeinsame Erklärung steht der syrischen Regierung erwartungsgemäß sehr kritisch gegenüber; allerdings bietet sie eine stark vereinfachte Analyse eines komplizierten Landes in einer sehr komplexen Region.
Die Gemeinsame Erklärung steht der syrischen Regierung erwartungsgemäß sehr kritisch gegenüber; allerdings bietet sie eine stark vereinfachte Analyse eines komplizierten Landes in einer sehr komplexen Region. Mindestens vier wichtige Tatsachen bleiben unerwähnt:
Menschenrechtsverletzungen durch die syrische Regierung können natürlich nicht gebilligt werden. Dennoch dürfen diese uns nicht blind machen für das menschliche Elend, das verursacht wird durch die Politik diverser Mächte, die einen Regimewechsel herbeiführen wollen. Es ist eine Tatsache, dass das von der syrischen Regierung verursachte Leid noch verschlimmert wird durch die fast ein Jahrzehnt andauernden Zwangsmaßnahmen gegen das syrische Volk, die von Mitgliedern der NATO und der EU gemeinsam mit einer Reihe extremistischer nichtstaatlicher Vertreter angewandt warden und dies alles im Namen des „Übergangs zur Demokratie“. Es ist inzwischen überdeutlich, dass die verschiedenen Zwangsmaßnahmen, einschließlich verdeckter Aktionen, in Syrien keinen Übergang zu einer Demokratie herbeiführen konnten, sondern zu einer der schlimmsten humanitären Katastrophen unserer Zeit beigetragen haben.
Es ist sicherlich Zeit für eine Überprüfung der bisherigen Syrienpolitik, unter voller Berücksichtigung der deutschen und europäischen Interessen. Das Hauptanliegen muss sein, dem IS und anderen islamistischen Gruppierungen die Übernahme von syrischem Territorium zu verweigern. Ein weiteres muss die Überprüfung der Wirtschaftssanktionen sein, damit diese der Zivilbevölkerung nicht schaden entsprechend dem Aufruf von UN-Generalsekretär Guterres an die G20 Mitglieder mit Schreiben vom 23. März 2020.
In diesem Zusammenhang appellieren wir dringend an die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland, eine unabhängige Studie über die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen auf die syrische Zivilbevölkerung zu finanzieren und zu veröffentlichen.
Die Fortsetzung der gegenwärtigen Syrienpolitik wird ausschließlich den islamistischen Extremisten helfen, sie wird die Leiden der syrischen Bevölkerung verlängern, sie wird die Stabilität des gesamten Nahen Ostens schwächen und sie wird die Voraussetzungen für neue Wellen unkontrollierter Flüchtlingsströme nach Deutschland und seine europäischen Partnerländer schaffen, die mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger und die wirtschaftliche Stabilität kämpfen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Fuchs, Pfarrer (Geschäftsführer CSI-Deutschland)
Paulus Kurt, Vorsitzender (Internationale Gesellschaft Orientalischer Christen e.V.)
Ignace Youssef III Younan (syrisch-katholischer Patriarch von Antiochien)
+ Antoine Audo
chaldäisch-katholischer Bischof, Aleppo
Dr. Nabil Antaki
Les Maristes bleus, Aleppo
Dr. Ernst-Jörg von Studnitz, Botschafter a.D.
Hellmut Hoffmann, Botschafter a.D.
Dr. Gerhard Fulda, Botschafter a.D.
+ Dr. Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur
Baroness Caroline Cox of Queensbury, Member of the British Parliament’s House of Lords
Dr. Salem El-Hamid
Deutsch-Syrische Gesellschaft e.V.
Ernst Herbert, Pfarrer i.R.
Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit in Neumarkt i.d. Opf.
Hartmut Drewes, Pastor i.R.
Bremer Friedensforum Prof. Dr. Karl Lehner
Dr. Alexander Raffael
Hans-Martin Gloël, Pfarrer
Dr. Wolfgang Bittner
Dr. Mario Alexis Portella
Dr. Sabine Kebir
Prof. Dr. Rudolph Bauer
Prof. Dr. Franz Hamburger
Dr. Andrew Ashdown
Prof. Dr. Sebastian Scheerer
Walter Kaufmann, Heinrich-Mann-Preisträger
Rolf Becker, Schauspieler
Hannes Jaenicke, Schauspieler und Dokumentarfilmer
Prof. Dr. Wolfram Elsner
Dr. Heinz-Lothar Barth und Raphaela Barth
Martin K. Knudsen, Pfarrer mit Pfarrgemeinderat der Sint-Agneskerk, Amsterdam
Prof. Dr. Hans Otto Seitschek
Dr. Gregor Baier und Dr. med. univ. Doris Baier
Norbert Clasen, Publizist
Der Aufruf mit allen Unterschriften kann hier als PDF heruntergeladen werden >