Antonio Gramsci (1891-1937) ist einer der bedeutendsten marxistischen Politiker und Philosophen des 20. Jahrhunderts. Seine Jugend- und Gefängnisschriften enthalten viele bis heute aktuelle Elemente. Die Oktoberrevolution war der zentrale Ausgangspunkt seines politischen Denkens und Handelns. Als ihr Zeitgenosse war er solidarisch mit der Oktoberrevolution, erkannte aber schon um 1922, dass sie kein Modell für eine sozialistische Revolution in Ländern war, in denen die Arbeiterklasse Teilhaberin einer ausgebildeten bürgerlichen Demokratie war. Für diese Länder sah er einen langwierigen Kampf des Übergangs voraus.
Bisher wenig beachtet ist, dass Gramsci in der Oktoberrevolution nicht nur den Versuch sah, eine nichtkapitalistische Gesellschaft zu errichten, sondern auch den Auftakt zu revolutionären Prozessen in den Kolonien, die zu deren Befreiung von imperialistischer Herrschaft führen würden. Tatsächlich hat sich dieser Aspekt der Oktoberrevolution im Verlauf des 20. Jahrhundert als ihr unumkehrbares Erbe erwiesen, das freilich immer noch umkämpft ist.

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