Es wurde der größte Generalstreik der deutschen Geschichte. "Alle Räder stehen still ... " wurde wahr. Die Arbeiterbewegung zeigte ihre Macht im ganzen Reich. Alle Fabriken und Behörden geschlossen; kein Eisenbahnverkehr, keine Straßenbahnen und Busse, keine Post, keine Telefonvermittlung, keine Zeitungen. In Berlin gab es nicht einmal mehr Wasser, Gas oder elektrisches Licht. Der Kapp-Lüttwitz-Putsch brach nach wenigen Tagen zusammen und die Putschisten suchten das Weite. Kapp floh am 17. März nach Schweden.
Am 13. März 1920, also vor genau hundert Jahren, hatten Teile der Armee gegen die nach der Novemberrevolution entstandene Weimarer Republik und gegen die von SPD, Zentrum und DDP getragene Regierung geputscht. Der Reichswehr-General Walther von Lüttwitz und Wolfgang Kapp hatten den Putsch angeführt und die Regierung für abgesetzt erklärt. Als die Reichswehr es ablehnte ("Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!"), den Putsch niederzuschlagen, flüchtete die Reichsregierung zuerst nach Dresden und dann nach Stuttgart, von wo sie zum Generalstreik aufrief.
In Berlin kam es zu einem Wiederaufleben der Rätebewegung. In Thüringen, Sachsen und vor allem im Ruhrgebiet bewaffneten sich die Arbeiter und versuchten, den Generalstreik in eine Revolution ("Märzrevolution") überzuleiten. Vollzugsräte übernahmen in vielen Städten die politische Macht. Die "Rote Ruhrarmee" schließlich umfasste 50.000 Männer und Frauen.
Nun geschah das, was in den vielen Gedenkreden zum Scheitern des Kapp-Lüttwitz-Putsches gern unerwähnt bleibt: die von der SPD geführte Reichsregierung gab ausgerechnet der Reichswehr und den Freikorps, die eben noch gegen sie geputscht hatten, den Befehl zum Niederschlagen der Aufstände im Ruhrgebiet, in Berlin, in Thürigen und in Sachsen. Es gab in den Kämpfen viele Tote und Verwundete. Viel schlimmer waren die Morde (standrechtliche Erschießungen) der losgegelassenen Reichswehr- und Freikorps-Soldateska nach der Niederlage der Revolutionäre. Der Faschismus zeigt seine hässliche Fratze, viele Soldaten hatten schon mit weißer Farbe das Hakenkreuz auf ihre Helme gemalt.
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