Der Gaza-Krieg und die deutsch-jüdische Geschichte

Ausgehend von der aktuellen Kriegssituation erörtert Moshe Zuckermann im Gespräch mit Sabine Kebir einige Themen seines mit Moshe Zimmermann publizierten Buchs ´Denk ich an Deutschland...Ein Dialog in Israel (Westend Verlag 2023). Zutage treten bislang wenig beachtete Parallelen der Mentalitätsentwicklung von deutschem und deutsch-jüdischem Nationalismus vom 19. Jahrhundert bis heute. Zur Sprache kommt auch, dass Zuckermann kürzlich von einer Institution der Bundesregierung in Anlehnung an die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance zum Antisemiten erklärt wurde.
Länge: 
1:11:28
Aufzeichnungsdatum: 
20.04.2024

Die aktuelle Phase des Krieges zwischen israelischer Armee und Hamas ist von einem Widerspruch geprägt: Die Regierung ist nicht bereit, für die Befreiung der etwa 130 Geiseln weitere palästinensische Häftlinge zu entlassen, weil sie das Kriegsziel – die Vernichtung der Hamas – noch nicht erreicht hat. Indem Leid und möglicher Tod der Geiseln in Kauf genommen wird, wird ein ethischer Grundsatz des Zionismus verletzt, wonach für die Befreiung jüdischer Gefangener alles Menschenmögliche zu tun ist.

Des weiteren wird behandelt, wie die weltweite Kritik am Vorgehen in Gaza in Israel selbst bewertet wird. Sie hat nicht zum Umdenken, sondern eher zur Annahme geführt, dass weltweit der Antisemitismus zunimmt.

Im Zusammenhang mit der Absage einer Veranstaltung, zu der Zuckermann von der VHS Heilbronn eingeladen worden war, meint er, dass der „Anti-Antisemitismus“ zum „neuen zivilgesellschaftlichen Lustprinzip einer gewissen deutschen Öffentlichkeit avanciert“ sei.

Ausgangspunkt der Diskussion um das Dialogbuch ist der von Zuckermann festgestellte Unterschied zwischen den Ursprüngen des französischen und des deutschen sowie des deutsch-jüdischen Nationalgefühls im 19. Jahrhundert. Während das französische Nationalgefühl aus den Klassenkämpfen vor der Revolution erwuchs, die eine Gesellschaft gleichberechtigter Citoyens anstrebte, erwuchs das deutsche Nationalgefühl aus dem Kampf gegen den äußeren Feind Napoleon. Gegen einen äußeren Feind, den Antisemitismus, orientierte sich auch der deutsch-jüdische Nationalismus. Bei aller Vorsicht, die beim Vergleichen angebracht ist, könne konstatiert werden, dass sich das deutsche und das deutsch-jüdischen Modell in völkischen Formen entwickelte, was Auswirkungen bis heute hat. Parallele Mentalitäten entwickelten sich auch mit der Verbindung von Sportkultur und Militärkultur wie auch bei der Entwicklung von „autoritärem Charakter“ (autoritätshörigem Charakter), wodurch der Einfluss aufklärerischen Denkens behindert wird.

Schließlich erklärt Zuckermann, wieso sich Deutschlands Verhältnis zu Israel von einem bislang binärem zu einem triadischen entwickeln sollte. Es muss nicht nur Verantwortung für die Opfer der Shoa übernehmen, sondern auch für das Schicksal der Palästinenser, das als direkte Folge der Shoa anzuerkennen ist.

 

Sabine Kebir interviewt Moshe Zuckermann

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