Warum ist Staatsschulden machen in Deutschland so umstritten? Heiner Flassbeck klärt Mythen auf und erklärt, warum Schulden für Wachstum unverzichtbar sind.
Heiner Flassbeck kritisiert weitverbreitete Vorstellungen über Schulden, Sparen und Inflation und räumt mit zentralen ökonomischen Mythen auf – wie etwa dem pauschalen Zusammenhang zwischen Geldmengenwachstum und Preissteigerungen oder der angeblichen Gefahr durch hohe Staatsverschuldung. Er erläutert, warum Sparen zwangsläufig zu Schulden auf der Gegenseite führt und weshalb die heutigen Rahmenbedingungen den Staat zwingen, als Schuldner aufzutreten.
Zudem geht Flassbeck auf den internationalen Kontext ein und erklärt, warum Länder mit hohen Exportüberschüssen anderen Ländern Marktanteile und Arbeitsplätze entziehen. Er schildert die Rolle der Notenbanken bei der Steuerung von Zinsen, die Wechselwirkungen zwischen Leistungsbilanz, Währungspolitik und globalen Handelsungleichgewichten – und warum das ehemals stabilisierende Bretton-Woods-System heute fehlt.
Im Interview werden auch spezifische Argumente aus Politik und der sogenannten „österreichischen Schule“ beleuchtet und kritisch hinterfragt. Flassbeck zeigt, wie ökonomische Ideologie politische Debatten und Krisenmanagement erschwert – und warum ein Paradigmenwechsel dringend erforderlich wäre.
Fazit: In Deutschland bleibt die Debatte um Staatsschulden oft an alten Dogmen und Missverständnissen hängen. Die in anderen Ländern praktizierte pragmatische Schuldenpolitik wird ignoriert, wodurch dringend benötigte Impulse für Wachstum und Beschäftigung ausbleiben. Flassbeck plädiert für einen realistischeren und weniger ideologisierten Umgang mit Staatsfinanzen.