Landesweit demonstrierten am Dienstag über 2 Millionen Menschen für den sofortigen Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak und demokratische Reformen in Ägypten.
Die als „Marsch der Millionen“ angekündigten landesweiten Demonstrationen gegen das ägyptische Regime am Dienstag, dem 1. Februar, waren die bislang größten Massenproteste seit der Machtübernahme Mubaraks vor rund 30 Jahren. Die friedlichen Kundgebungen, an denen allein in Kairo auf dem Tahrir-Platz mehrere 100.000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten teilnahmen, dokumentierten das wachsende Selbstbewusstsein und die Hoffnung der Regimekritiker, den unpopulären Autokraten Mubarak und sein Regime in die Knie zwingen zu können. Die Bilder, die der Democracy Now!-Korrespondent Sharif Abdel Kouddous während der Demonstration auf dem Tahrir-Platz einfing, dokumentieren diese Aufbruchsstimmung.
Die Kommentare und Standpunkte, die der Journalist unter den Anwesenden einsammelte, machten zudem deutlich, dass sich die Menschen nicht mit den kleinen Zugeständnissen zufrieden geben wollen, die das Regime bislang anbietet: Die Forderungen sind weitreichend, umfassen soziale Verbesserungen, ein Ende der Korruption, und, last but not least, wirkliche, umfassende demokratische Reformen: „Wir werden hier bleiben, bis Mubarak geht“ unterstrich ein Demonstrant gegenüber Democracy Now! Die Demonstrationen seien „eine klare Botschaft an die gesamte Regierungsclique, insbesondere an den Innenminister: Zur Hölle mit dieser Regierung!“
Trotz des überwiegenden Optimismus wiesen einige Demonstranten auf die Versuche des Regimes hin, die Lage zu destabilisieren und Angst vor „Chaos“ in der Bevölkerung zu sähen, um dadurch die Protestbewegung zu schwächen. Wie zur Bestätigung inszenierte die Regierung am Mittwoch Gegendemonstrationen von Mubarak-Anhängern. Diese „Demonstranten“, unter denen sich nach Augenzeugenaussagen zahlreiche Sicherheitskräfte in Zivil befanden, gingen gewaltsam mit Stöcken, Messern und anderen Gegenständen bewaffnet sowie mit Steinwürfen gegen die zunächst friedliche Opposition vor.
Die gestrige Eskalation der Gewalt forderte bislang drei Todesopfer und über 600 Verletzte. Nach aktuellen Meldungen der Nachrichtenagentur Reuters von Donnerstag Mittag, hat sich die Lage etwas beruhigt. Außerdem habe die ägyptische Armee in Kairo ihre Zurückhaltung aufgegeben und begonnen, Mubarak-Anhänger von den Regime-kritischen Demonstranten abzudrängen. Die Situation in Ägypten bleibt dennoch extrem angespannt.
Weiterführende links:
http://www.democracynow.org/2011/2/2/as_mubarak_pledges_to_finish_term
Democracy Now! 2.2.2011, Interview with Noam Chomsky
Lesenswert:
Neues Deutschland, 3.2.2011, „Das Volk will mehr als den Sturz Mubaraks“ Interview mit dem linken Globalisierungskritiker und Aktivisten der ägyptischen Opposition Mamdou Habashi
http://www.neues-deutschland.de/artikel/190020.das-volk-will-mehr-als-den-sturz-mubaraks.html
Text: Björn Aust, Weltnetz.tv
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